Bauanleitung

Das Holz und das Bohren

Für den Bau einer Obertonflöte brauchen wir das geeignete Holz. Vorwiegend benutze ich Holunder Holz, gedrechselt sind auch noch andere flötentypische Hölzer möglich.
Für die Obertonflöte ist besonders Holz geeignet das innen einen weichen Kern hat (z.B.Holunder, Flieder, Rosenholz) da der Bohrer so durch den Kern geführt wird.
Das Holunder Holz sollte in höheren Lagen gewachsen sein, fern von Wasser und moorigen Gegenden, so ist es dicht und kräftig. Geschnitten wird es im Winter, bevorzugt in den Monaten November, Dezember, Januar. Ich achte gerne auch auf Mondphasen, Mondkalender sind hier hilfreich.
Ich suche gerade gewachsenes Holz, wenn möglich ohne oder mit nur wenigen Astknoten. Bei Bedarf biege ich das Holz mit Hilfe von einem V oder U Eisen, in welches es gespannt wird, gerade.
Je nach Länge der Flöte bohre ich das Holz mit 12mm bis auf 18mm auf. Zum Bohren benutze ich Schneckenbohrer, das sind Handbohrer die früher für das Bohren der Zapfenlöcher in den Balken von Fachwerkhäusern benutzt wurden.
Die Enden der Flöte werden mit Wachs behandelt, so dass es gleichmässiger abtrocknet. Gelagert wird es dann in einem trockenen gleichmässig temperierten und dunklen Raum. Die Rinde wird nach einem Monat teilweise entnommen, dann wird es zwei bis mehrere Jahre gelagert.

Wenn nun das Holz trocken ist Bohre ich es auf den erwünschten Innendurchmesser auf, zum Beispiel bei einer D Obertonflöte mit 560mm Länge auf ca 14mm.

Die Rinde wird entfernt, Astknoten sollten besser auch entfernt werden, da diese die Schwingung des Holzes stören. Aus estäthischen Gründen lasse ich sie gelegentlich teilweise stehen und setze Steine ein.
Mit einem kleinen Hobel bearbeite ich die Wandstärke. Im oberen Bereich ca 4 bis 8 mm und im unteren Bereich etwa 2 bis 5 mm, je nach Flötengröße. Das Holz kann besser schwingen und begünstigt so die Klangeigenschaften.

Das tonbildende Fensterchen
Mit einem Bleistift wird die Achse am Holz angezeichnet, die Krümmung nach unten, damit die Flöte beim Spielen angenehm in der Hand liegt.

Nun zeichne ich das Fensterchen, bei einem Innendurchmesser von 14mm etwa 20mm von Oben und eine Breite von ca. 8mm und eine Länge von ca. 7mm, die Länge ist eher etwas kleiner bemessen als die Breite. Die Maße können ruhig variieren, ein größeres Fenster macht den Ton voller und etwas höher, ein kleineres tiefer und windiger.
Mit einem Stechbeitel schneide ich das Fensterchen an.
Ein kleines Messer benutze ich für die Seitenwände
Stück für Stück wird das Fenster ausgearbeitet, Vorsicht, nicht zu tief.
Nun wird die Tonzunge angeschnitten.

..und so schaut das Fensterchen in Rohform aus.

Ich schnitze den Innenkanal ca 1 bis 2 mm Tief in der Breite des Fensterchens.

Nun passe ich einen Kern aus Wacholder Holz exakt anliegend ein.

Große Vorsicht ist beim Einpassen geboten, der Wacholder ist hart und sprengt leicht das Holz auf.

Innenkanal und Kern werden zu einem gleichmässigen leicht konischen Luftkanal angepasst. Um den Luftkanal genau auf die Ton-Zunge zu leiten wird eine kleine ‘Rampe’ eingearbeitet. Der Kern/Block ist somit nicht kann Rund sondern hat eine kleine Rampe die die Luft genau auf die Tonlippe leitet. So kann der Luftstrahl bis zu dem bestmöglichen Klang korigiert werden.

Die Feinarbeit an Labium und Innenkanal erfordern viel Erfahrung und geben der Flöte die eigentliche Stimme, ich bin selber noch mancheinmal Verwundert wenn ich mir ein Labium genauer anschaue.
Ist alles fertig wird der überstehende Teil des Kerns abgesägt.

Die Oberfläche

Ich glätte die Oberfläche der Flöte mit einer Ziehklinge und dann mit Schmirgelleinen. Dann kann man die Oberfläche beizen, ich benutze zum Beispiel den Sud ausgekochter Walnußschalen oder den Saft von Rote Beete. In der Slowakei wird häufig eine Ätztechnik angewandt, Säure wird auf Stellen aufgetragen die vorher mit der Schablone eingezeichnet wurden, eine orangene Färbung entsteht.
Für die Versiegelung der Oberfläche lege ich die Flöte einige Stunden in Leinöl, dann poliere sich sie alle paar Tage. Zum Schluss versiegle ich die Oberfläche mit Schellack, er wird in 5 bis 8 Schichten mit Zwischenschleifen und mit Hilfe eines Ballens aufgetragen. Schellack ist rein natürlich und hat die besten Klangeigenschaften, er wird für viele Instrumente benutzt.

Viel Vergnügen beim Probieren, und wenns nicht klappt kann man ja eine Flöte als Beispiel bestellen .... 😉

Max Brumberg